Freitag, 18. Januar 2013

lieber arm dran als armstrong

Ich hatte die Begeisterung für das Radfahren als Gucksport nie recht verstanden und verstehe sie heute nicht. Erfolge mögen den Menschen adeln, dennoch blieb mir fremd, was man an dem selten ausdruckslosen Amerikaner finden konnte. Vielleicht gibt es ja das Pendant bei Madame Tussaud, wenn es denn so ist, hat die Wachsfigur sicherlich mehr Charisma als das Original, das auf mich stets seltsam entlebt wirkte, ein bisschen wie George Bush. Der größte Schock einmal, als ich lesen musste, dass er ein Liebesverhältnis mit Sheryl Crow hatte, deren Lieder ich bisweilen sehr mochte. Nun denn, wer je glaubte, dass es in diesem Sport der plötzlich wie aufgezogen Berge hoch radelnden Männchen mit rechten Dingen zuging, der hat Freude, sich blenden zu lassen. Heute wissen wir, nichts war bei diesem Mann je dem Zufall überlassen, alles war inszeniert. Heute nicht anders. 
Oben ein Ausschnitt aus dem wohl offiziellen Foto der Beichte, wie es in verschiedenen Zeitungen zu sehen ist. Die Beichtkultur bei Frau Winfrey, das wissen wir mittlerweile, dient dazu, die Taten weich zu spülen und zu lausbubisieren. Vielleicht sehen wir ja auch noch ein paar Vertreter der Kirche auf ihrem Stuhl, wer weiß. Für mich, den ehemaligen Interiorfotografen mit Blick auf drapierte Dinge ist dieses Foto interessant. Alles andere als zufällig ist der Hintergrund gewählt, das Regal und die Dinge, die darauf zu sehen sind. Was sollen sie uns sagen? 
Ich interpretiere: Der weiße Vorhang mit seinem Schattenspiel suggeriert das Licht, das nun in das Geheimnis fällt, zB in die geschlossene Schatulle auf Seite von Lance, die das dunkle Geheimnis symbolisiert, das via reinigender Substanzen (Wahrheitsdoping erhältlich in gelber und grüner Flasche) in einer lichten gelbgolden anmutenden Schale offen gelegt wird. In dem Wasser, das während des Gesprächs eingenommen wird, ruhen Strohhalme, die an die säuglingsunschuldige Trinkkultur von Radlern erinnern soll, gleichzeitig die Reinheit des Wasser sichtbar machen. (Wer hat je sonst Interviewpartner aus Strohhalmen trinken sehen?) 
Oder irre ich? Symbolisieren das Gelb und das Grün der Flaschen die Trikots, die ihm eigentlich immer noch gebühren, und die die wahre Wahrheit sprechen?  Tragen die Trikots nicht die Wahrheit in sich? Und sind wir hier nicht in Madame Trikots Gruselkabinett? Wir sind!