Dienstag, 6. März 2012

auf den spuren von gregory crewdson

Ich mag Gregory Crewdsons Fotografien. Nicht seine neuen Bilder aus Cinecitta, die sind von gähnender Langeweile und mit dem Anspruch an eine längst verlorenen Ästhetik der S/W-Fotografie, diese Arbeiten sind belanglos. Aber seine Serie `Beneath the Roses´ ist das beste was mir in der Fotografie seit Langem untergekommen ist. Sie ist die Antwort auf die Flut der Bilder im Internet, die die Fotografie zur Bedeutungslosigkeit verdammt hat. Ohne mit der Wimper zu zucken hatte ich mir seinerzeit das nicht gerade billige Buch gekauft. Die Fotografien fesseln den Betrachter, gehen in sein eigenes Inneres, sind fantastisch inszeniert, das Licht meisterlich gesetzt, die Aussage von beklemmender Hoffnungslosigkeit. Da will ich mal wieder meiner Verehrung Ausdruck verleihen. Wenn es sein muss bin ich ja ein hemmungsloser Hommageur. Letztens auf einer Vernissage in Berlin, bin ich gegenüber der Galerie auf eine Dämmerlicht-Szene aufmerksam geworden. Ich habe sofort meine Kamera positioniert (s.oben) und dann schickte mir die Hommage-Abteilung der Vorsehung das Mädchen in die Tür. Ich rief ihr gleich zu: "Wäre es zuviel verlangt, wenn sie sich entkleiden oder ein altes Nachthemd anziehen und so schauen, als wäre ihr längst verschollen geglaubter Vater, der den Missbrauchsverdacht nie von sich schütteln konnte, wieder aufgetaucht, was sie in eine Schockstarre versetzt und alle Trostlosigkeit und Hoffnunslosigkeit über sie kommt und alle Irritation der Welt ihnen das soziale Gefüge unter den Füßen wegzieht, sodass es einer Szene aus einem frühen Cronenberg-Film gleicht oder David Lynch. Ginge das?"
Das Mädchen antwortete: "Was?"
Ich ergänzte in fotografischer Motivationssprache: "Come on baby! Move on! Show me the desperate beast!"
Das Mädchen rief: "Was?"
Und ward nicht mehr gesehen. Hhm. Wie macht das denn der Crewdson nur? Ich frage nicht nur mich das, sondern auch das Internet, das ja für alles eine Antwort hat, so auch diesmal. Ich finde sie hier.