Montag, 27. Februar 2012

die krönung der schöpfung

Er ist das Ebenbild Gottes, er ist das Geschöpf des Herrn, er ist vernunftbegabt, er ist ein einzigartiges sich ständig entwickelndes Individuum.
Derlei Formulierungen und Erklärungsversuche geistern seit jeher durch die Religionen und Philosophien. Das Gedankengut stammt aus früheren Zeiten, in denen man noch nicht wusste, was man heute weiß. Heute weiß man, dass der Mensch ein Verbraucher ist.
Das wurde mir vor ein paar Tagen bei einem Besuch auf der f.re.e wieder vor Augen geführt. Die f.re.e ist eine Verbrauchermesse, auf der sich viele verschiedene Verbraucher tummeln. Südverbraucher waren darunter, ebenso Nordverbraucher, dunkelhäutige Verbraucher und hellhäutige Verbraucher, junge Verbraucher und ältere Verbraucher. Männliche Verbraucher und weibliche Verbraucher.
Wieder zuhause ist mir aufgefallen, dass die neuzeitliche Definition des Menschen noch nicht in die zeitgenössische Literatur Einzug gehalten hat. Das muss anders werden.
Hier nun eine moderne Liebesgeschichte:

Verbraucher meets Verbraucherin

Emil war ein Verbraucher mittleren Alters. Er war eine makellose Erscheinung, denn er verbrauchte täglich 4 cm Zahnpasta, 100 gr. Flüssigseife, 140 Liter Wasser, 4cm Rasiercreme sowie jährlich 2,1 Kilo Waschmittel.
Er saß an diesem Abend seit einer Stunde an der Bar und hatte bereits zwei Whiskys verbraucht. Er überlegte, ob er nicht eine Zigarette vor der Tür verbrauchen sollte, ließ es dann aber bleiben. Er war unglücklich, er war auf der Suche nach einer Verbraucherin. Er war alleinstehend, er hatte schon seit langem keine Kondome mehr verbraucht. Seine Gedanken schwirrten nicht nur um eine Traumverbraucherin, die er sich an seine Seite wünschte, er war auch ein wenig hungrig und hätte gerne eine Currywurst verbraucht. Die aber wurde in dieser Bar nicht zum Verbrauch angeboten.
Verbraucherfreundlich wollte er schon seinen Geldbeutel zücken, da setzte sich eine bezaubernde blonde Verbraucherin neben ihn an die Bar. Sie war von kolossaler Erscheinung, sodass Emil für einen kurzen Zeitraum keinen Sauerstoff verbrauchte. Sie griff in die Handtasche, holte einen Spiegel hervor und verbrauchte eine kleine Schicht ihres Lippenstiftes.
Emil fasste sich ein Herz und fragte sie: „Darf ich sie zu dem Verbrauch eines Weines einladen?“
Sie lächelte ihn an. So einem galanten Verbraucher war sie lange nicht begegnet. Sie willigte ein und gemeinsam verbrauchten sie eine Flasche Chardonnay.
Sie kamen sich näher und am nächsten Abend verabredeten sie sich gemeinsam Kinokarten zu verbrauchen. Danach wollten sie jeder ein Stück Fleisch mit Beilage verbrauchen.“
Nach dem Verbrauch des Fleisches mit Beilage signalisierte Emil, dass er gerne mit ihr gemeinsam ein Kondom verbrauchen wolle. So stiegen sie in ein Taxi und verbrauchten ca. 1 Liter Dieselkraftstoff. Da er im Erdgeschoss wohnte mussten sie keinen Strom für den Aufzug verbrauchen. Sie entschuldigte sich noch für einen Augenblick im Badezimmer. Was sie dort verbrauchte, wusste Emil nicht. Er nutzte die Zeit, um den Verbrauch von ein paar Kerzen vorzubereiten.
Endlich verließ sie das Badezimmer und sie begannen ihr Glück zu verbrauchen.