Montag, 26. Juli 2010

als ich noch mit chemikalien panschte

Dieses Foto zeigt, dass Fotografie früher anders war. Ihr wollt wissen, wie das Foto entstanden ist, seine optischen Effekte? Ich muss kurz überlegen, Moment.
Ich erinnere mich, ich betrieb damals Totschlepping mit meiner 18x24 Plaubel Profia, die ich gegen jede Vernunft und Gewohnheit in die Landschaft wuchtete. Ich uploadete und bebackpiecete sie mit einem 4x5 inch Polaroidbrocken, den ich wiederum mit einem S/W-Film belandpackte. Ich belichtete mit einer Verschlusszeit von gefühlten zweieinhalb Wochen, zog den Film durch die Walzen und entgegen der Vorschrift trennte ich Film von den Chemikalien vorzeitig, um sie kurz drauf wieder zusammenzuführen. Von diesem gestalterischen Prozess hatte ich mal gelesen. Nennen wir ihn einmal `shocklightning´. Nach diesem ganzen Geschleppe und Gewuchte ist mir der Schweiß ausgebrochen, er perlte mir von der Stirn auf das belichtete Material und solarisierte den rechten Rand des Models in der Nähe des Halses und rechten Ohres, während es auf manchen Stellen des Bildes den Negativeffekt zu Tage förderte. Mein damaliger Hund im Flegelalter schnappte sich das Bild und legte es außerplanmäßig in den Trinknapf. Nach der ungewollten Zwischenwässerung, bemächtigte ich mich wieder des Bildes und stoppte den Entwicklungsprozess irrtümlich in Balsamicoessig. Hmm. ich glaube, so sind diese besonderen Verfremdungseffekte zu erklären, genau, kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber es zeigt, dass Verfremdungseffekte damals schon auch auf Zufälligkeiten zurückzuführen waren. Ja, es war schon eine verrückte Zeit, die analoge Fotografie. Pinkelte mein Hund noch aufs Negativ? Nein, ich glaube nicht. Das Foto ist hier auch etwas größer zu beschauen, wo ich mit einem neuen Blog experimentiere, von dem ich aber höchstwahrscheinlich wieder die Finger lassen werde. So groß müssen die Fotos gar nicht sein.