Dienstag, 13. März 2007

Fortsetzung 29

Erst nach dem fünften Anlauf war ich mit dem Ergebnis zufrieden. Da fragte eine völlig erschöpfte Margot Müller nach einer vierstündigen Sitzung: "Kann ich mal sehen?" Unter leisem Stöhnen erhob sie sich von ihrem Stuhl, kam um den Tisch und blickte auf das Bild.Schweigend stand sie eine Weile neben mir, als ich in meinen Augenwinkeln ihr Kopfschütteln bemerkte. "Das soll ich sein?", fragte sie dann.
"Aber ja!", antwortete ich. "Freilich ist das keine realistische Abbildung. Ich habe Sie in dem Kleid gemalt, das sie gestern trugen. Und ja, auch sonst bin ich ein wenig meinem inneren Auge gefolgt, das Sie ein wenig anders wahrnimmt. So ist das in der Kunst. Das Bild ist eine Interpretation von Ihnen. Das verstehen Sie doch!"
"Nein, das verstehe ich nicht!", antwortete Margot Müller. "Ich hab ja gar kein Gesicht!"
"Das ist Kunst!", sagte ich nun in einem forscheren Ton.
"Und ich dachte, sie können malen!" Ihre Enttäuschung war nicht zu überhören. "Ich hoffe sehr, dass Sie ein besserer Detektiv sind. Was ist denn jetzt mit meinem Mann?"
Ungeduldig blickte sie auf ihre Armbanduhr.
"Nur Geduld!", beruhigte ich sie. "Meine Helfer müssten bald schon zurück sein."
Innerlich hoffte ich doch sehr, dass meine Pinguine erfolgreich sein würden.
"Ich könnte Ihnen etwas auf der Gitarre vorspielen!", schlug ich vor.
"Um Himmels Willen, nein!", rief sie da.