Mittwoch, 10. Februar 2010

der o-ton

Ich schreibe ja auch Jugendbücher und immer wieder werde ich gefragt, wie ich diesen Ton finde im Text, mit dem sich die Jugendlichen identifizieren können.
Eben das Jugendspezifische, das Typische, mit dem ich immer wieder ins Schwarze treffe. Ich würde mich ja gerne mit einer genialen Intuition schmücken, die mir das möglich macht, aber gerade in diesen Zeiten, in denen, so viel über die Urheberschaft in Texten diskutiert wird, fühle ich mich genötigt, meine Quellen anzugeben. Ich verdanke die Authentizität in meinen Texten einer Anzeigenkampagne aus den Neunzigern,mit der die Handwerksinnung geschickt die Jugendlichen fing, um ihnen eine ordentliche Zukunft zu sichern. Ich habe mir diese Sprache einverleibt. Wenn ich beispielsweise heute zu einer Lesung in eine 9. Klasse kommen, begrüße ich die Schüler folgendermaßen: „Hi, ihr Hirnis, ich bin jetzt mal für eine Stunde euer Obermufti und werde euch ein paar Buchstaben in das Schmalz eurer Gehörgänge betten. Wäre voll respektvoll, wenn ihr mitgrooven würdet. Dann schaltet mal eure Lauscher auf Surround und ab geht´s!“
Dass ich mit meiner Art richtig liege zeigt mir die Heftigkeit der Reaktion. Das Klassenzimmer tobt augenblicklich. Die Jugend fühlt sich von mir verstanden. Nur wundere ich mich über das Applausverhalten der heutigen Jugend. Ich dachte, das Händeklatschen wäre auch hier überliefert und gängig, oder zumindest das Klopfen auf die Schulbänke. Aber Zeiten ändern sich auch hier, heute wirft man Pausebrote, Tomaten, gekochte Eier, komplette Frühstücksboxen, Trinkflaschen,Federmappen, Schultaschen und sogar auch Stühle. Man hört solange nicht auf damit, bis ich unter diesem Applaus das Klassenzimmer wieder verlassen habe.