Donnerstag, 23. Juli 2009

gerda im penthouse

Vorgestern erhielt ich vom Verlag eine Mail, ob ich denn Gerda schon im Penthouse gesichtet hätte, sie mache sich gut zwischen den leicht bekleideten Mädchen. Nicht schwer zu erahnen, dass ich da gleich sehr neugierig wurde. Gerda im Penthouse, einem dieser Männermagazine, in denen engagiert geschriebene Artikel zu aktuellen Themen dem Mann immer ein gutes Alibi boten, sich mit einem Erotikmagazin einzudecken. Darüber hinaus bieten diese Magazine auf vielen Seiten Lifestylevorschläge, an denen sich der Mann von heute orientieren kann.
Nach der Verlagsmail schwang ich mich auf mein Fahrrad und fuhr Richtung Bahnhof, um mir augenblicklich ein Bild von Gerda im Penthouse zu machen. In diesem überbordenden Zeitungsangebot im riesenhaften Kiosk brauchte ich mich nur an den etwa fünfzigjährigen Herren zu orientieren, die mit verzückten Blicken in Zeitschriften blätterten, in denen sich die Damen entblätterten. Ich gesellte mich zu ihnen, schnappte mir ein Penthouseheft, suchte und fand Gerda nicht. Ich durchblätterte das Heft zum zweiten Mal, wieder nichts. War es denn Penthouse? Oder gar Playboy? Also durchblätterte ich auch Playboy. Neben mir stupste mich mich ein Herr mit dem Ellenbogen an und hielt mir eine Frau mit entblößter Oberweite unter die Nase. „Natascha!“, schwärmte er. „Schönes Mädchen, was?“ „Ja“, sagte ich. „Aber ich suche Gerda.“ „Aaahhh!“, machte da mein Nachbar. „Gerda! Das hört sich verführerisch an!“
Ich durchblätterte noch ein paar Zeitschriften und fühlte mich zusehends unwohler in der Gesellschaft der gleichaltrigen Herren, ging nach Hause und schrieb eine Beschwerdemail an den Verlag, dass ich meinen Ruf aufs Spiel setzen würde auf der Suche nach Gerda im Penthouse. Und ich sie nicht gefunden hätte.
Ob ich denn auch in der Augustausgabe geforscht hätte, fragte mich die Antwortmail. Hatte ich freilich nicht. War noch die Juliausgabe. Heute also wieder ein Ausflug in die Herrengemeinde am Bahnhof und siehe da: ich entdeckte Gerda in den Lifestyleseiten.
Gerda ist also ein unbedingtes `Muss´ für den modernen Mann von heute, ebenso wie ein Buch über den Rennfahrer Caracciola, die einzige Handtasche, die Männer tragen dürfen, nämlich die `Johnnie Walker Blue Label´, diverse Edelarmbanduhren und eine gute alte Dire Straits CD, diese nun öko-verpackt.
Mit dem Penthouse alleine konnte ich freilich nicht zur Kasse gehen, da brauchte es noch die aktuelle `Zeit´, um mich als liberal denken Herren auszuweisen, der sich über die Welt ein objektives Bild macht. Und welch Zufall: auch die aktuelle `Zeit´ titelte mit einem Frauencover, freilich nicht so freizügig wie bei Penthouse, in etwa so züchtig wie Gerda.